Historisches

Vorwort zur Festschrift:
125 Jahre » FROHSINN « Schramberg

Die Chorgemeinschaft Frohsinn Schramberg kann auf traditionsreiche 130 Jahre zurückblicken, hat dabei aber nie den Blick nach vorne verloren. Als Männerchor gegründet, erweiterte sich der Frohsinn bereits 1980 um einen Frauenchor und bot damit auch die Möglichkeit des gemischten Singens. Der nächste Schritt erfolgte dann 1988 mit der Gründung des Jugendchores. Kontinuierliche Jugendarbeit im Frohsinn gewährleistet ein stetiges Weitergeben unserer gesellschaftlichen Ideale an junge Menschen. Seit 5 Jahren nun besteht auch ein Projektchor, der sich den Namen Confetti Chor& more gab. Überschrieben ist die neue Art des Singens mit "Der bewegte Chor", wobei das Singen nach wie vor seine Priorität behält. Die Literatur ist vielfältig: rhythmisch betonte Literatur, A-cappella-Gesang, Big-Band-Singing mit Combo-Begleitung in den jeweiligen Originalsprachen als auch deutschsprachige Lieder. Teilnehmen können neben den Mitgliedern des Frohsinns auch jederzeit Gäste. Heute singen fast 110 Menschen im Alter zwischen 14 und 92 Jahren in den Chören der Chorgemeinschaft Frohsinn. Die musikalische Leitung aller Chöre liegt seit fast 20 Jahren in den Händen von Chorleiter Heinrich Hoffmann.

Monika Koch
1. Vorsitzende (06.11.2005)


100 Jahre Männergesangverein "Frohsinn" Schramberg

100 Jahre Männergesangverein „Frohsinn" Schramberg, mit dem Status eines eingetragenen Vereins seit 1904, sind eine Epoche vieler Namen und Ereignisse, welche auch im engsten Zusammenhang mit der Geschichte und der Entwicklung der Stadt Schramberg selbst stehen. Schramberg liegt in einem durch Verwerfung entstandenen Talkessel am Ostrand des mittleren Schwarzwalds, eingebettet in die landschaftlich fünf reizvollen Täler der Berneck und der Schiltach, des Lauterbach, Göttelbach und Kirnbach und einer Reihe kleiner Seitentäler. Rund 20 000 Einwohner hat die Große Kreisstadt Schramberg heute mit der Bergvorstadt Sulgen und mit der Höhengemeinde Waldmössingen. Ursprünglich war Schramberg eine von wenigen Bauern besiedelte Talschaft und hatte in den vergangenen fünf Jahrhunderten ein überaus wechselvolles Schicksal.

1583 kam die Herrschaft Schramberg an das Haus Österreich. Österreich gab Schramberg nach 1647 als Lehen weiter an die Freiherren und späteren Grafen von Bissingen und Nippenburg. Seit 1806 gehört Schramberg zum damaligen Württemberg, heute zum Regierungsbezirk Freiburg — von Baden-Württemberg. Schon um 1867 zählte das von König Karl zur Stadtgemeinde erhobene Schramberg 3127 Menschen. Bereits 1872 gab es 47 Handwerke mit 191 Meistern und 125 Gesellen. Weit in die Industrieepoche des vergangenen Jahrhunderts hinein reichte als erste große Arbeitsstätte im Schramberger Tal das staatliche Hammerwerk. Wesentlich früher aber, um 1820, begann mit der Steingutfabrik die eigentliche Industrialisierung, deren Gründer, Isidor Faist, den Beruf in Zeil a. H. erlernte, von wo später auch die Familie Junghans als Begründer des größten Schramberger Betriebs ausgeht. Durch die Gründung und Ansiedlung weiterer Industrie- und Gewerbebetriebe und durch die Belebung des Fremdenverkehrs wurde die Burgen-, Fünftäler- und Uhrenstadt Schramberg zum heutigen Wirtschaftszentrum am Ostrand des mittleren Schwarzwalds.Erfreulich dabei bis heute war und ist das rege kulturelle und gesellige Leben der Stadt, wobei der Männergesangverein „Frohsinn" Schramberg ebenso wie die Gesang- und Musikvereine der Tal- und Bergstadt eine besondere Rolle spielt.

Was ist über die Entstehung der Gesangsbewegung allgemein zu sagen, und wo sind deren Anfänge in Schramberg zu finden?

Im Jahr 1824 reiste der Schweizer Hans Georg Nägeli mit seinen Vorlesungen über Musik durch das Schwabenland und gab den Anstoß zur Gründung von Männerchören mit seiner Aussage: Nehmt Scharen von Menschen, nehmt sie zu Hunderten und Tausenden, versucht es, sie in eine humane Wechselwirkung zu bringen, wo jeder einzelne seine Persönlichkeit sowohl durch Empfindungen als auch durch Wortausdruck frei tätig ausübt, wo er seiner menschlichen Selbständigkeit und Mitständigkeit bewußt wird, wo er Aufklärung empfängt und verbreitet, wo er Liebe ausströmt und einhaucht - habt ihr etwas anderes als den Chorgesang?

33 Jahre zuvor wurde bereits in Berlin die erste bürgerliche Singakademie gegründet, 1805 das Züricherische Singinstitut, 1808 die Helvetische Musikgesellschaft, 1809 wiederum in Berlin die Zelter'sche Liedertafel als erster deutscher Männergesangverein.

Wenn man die Gesangsbewegung in unserer Stadt einer näheren Betrachtung unterzieht, dann weist die vereinsmäßige Pflege des Gesangs ein wesentlich älteres Datum auf als die Gründungsjahre von „Frohsinn" (1876) und „Liederkranz" (1868). Bekanntlich ist der „Liederkranz" im Besitz der Fahne des ehemaligen „Sängerbundes", welche die Jahreszahl 1835 trägt. Dieser Sängerbund ist vermutlich im Revolutionsjahr 1848, wohl als Folge des damals versuchten Marsches auf Stuttgart, aufgeflogen. Die Akten des „Frohsinn"-Archivs berichten schon am 26. Juli 1846 von einem Schramberger Sängerfest, das von den Vereinen aus Furtwangen, Villingen, Schiltach, Schwenningen, Triberg, Oberndorf, Wolfach usw. besucht war. Berücksichtigt man die damals zur Verfügung stehenden Reisemittel — denn die Beförderung erfolgte bei solchen  Gelegenheiten mittels Leiterwagen — so muß früher schon der gesangliche Ruf Schrambergs ein guter gewesen sein. Wem wäre es sonst wohl eingefallen, die Unbequemlichkeiten einer solchen Sängerreise auf sich zu nehmen?

100 Jahre Dienst am deutschen Lied umfassen eine Fülle von Einsatz, Freude, Mühen und Sorgen. Zu Ehren all jener Männer, welche ideell und materiell zum Zustandekommen von 100 Jahren Männergesangverein „Frohsinn" Schramberg bis heute die Substanz geschaffen haben, werden mit gutem Recht einige der bedeutungsvollen und auch für unsere Zeit interessanten Stationen auf dem Weg der Mühen und Erfolge aufgezeigt.

Die Leistungen aller Mitglieder und Funktionäre in der Vergangenheit bis heute verdienen es, in unserer Erinnerung und in unserem Wollen als Vorbild lebendig zu bleiben, denn eine solche Traditionspflege führt mit in die Zukunft.

Mit wem und wo hat es angefangen?

Laut Protokoll fanden sich am 18. August des Jahres 1876 zwölf ältere, sangesbegeisterte Männer im Gasthaus „zum Engel" zusammen und beschlossen die Gründung eines Gesangvereins, der nach Abstimmung sämtlicher anwesender Mitglieder den Namen „Frohsinn" erhielt. Damit wurde ein weiterer bedeutender Schritt für das Gesangsleben der jungen Stadt getan.

Die Namen der zwölf Gründer sind:

I. Tenor:
Posamentier Carl Schinle
Schlossermeister Johann Nepomuk Kaltenbacher
Conditor Friederich Haas

II. Tenor:
Steingutarbeiter Ferdinand Schneider
Steinhauermeister Robert Schinle

I. Baß:
Nagelschmid Paul Braitsch
Kupferstecher Joseph Moosmann
Steingutarbeiter Ignaz Rauch

Carl Schinle

I. Vorstand 1876-1877 und 1878-1887 Ehrenvorstand

Ferdinand Klaussner

I. Vorstand 1877 und 1895-1902 Ehrenvorstand